Bertram RUTZ (Düsseldorf)

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»DREAMS OF JAZZ«

Druckgrafik – Linolschnitte
aus dem Bild-Zyklus
„Dreams of Jazz”

Die ARTE-HALLE zeigte im Sommer 2013 Grafiken des Düsseldorfer Künstlers Bertram RUTZ. Die ausgestellten Druckblätter stammen aus einem Zyklus, der bereits jetzt über 130 Arbeiten umfasst und vom Künstler wahrscheinlich noch weitergeführt wird. Die Bilder-Reihe steht unter dem Titel »Dreams of Jazz«. Vom künstlerischen Metier her handelt es sich um Drucke, die von Linolplatten handabgezogen worden sind. Inhaltlich widmen sie sich von vielfältigen Aspekten her dem Groß-Thema „Jazz“.

Bertram RUTZ führt Musikgeschichte vors Auge. Seine Linolschnitte gehen der großartigen Geschichte des Jazz nach, jener faszinierenden und facetten-reichen Musik, die – bis zum Auftreten der Pop-Musik (~ Beatles, Rolling Stones usw.) – viele Jahrzehnte lang die Musikszene des 20. Jh. dominiert hat.

JAZZ wurde jahrzehntelang – nicht nur in Nazi-Deutschland – als »schräge Negermusik« verschrien. Dabei hat er durch seine Wandlungsfähigkeit nicht nur Generationen von Zuhörern mit »swingender« Begeisterung erfüllt, sondern auch deren Bewusstsein und Herzen an jene Szenen und Storys gefesselt, die mit der Herkunftgeschichte des Jazz oder den Biografien der Jazz-Musiker/innen verknüpft sind. Man denke etwa an die Arbeit auf den Baumwollfeldern des Mississipi-Deltas, den befreienden Gospel-Gesang in den Armen- und Unterschichten-Kirchen, die »Große Depression« in den USA der 1930-er Jahre, die »Schwarzen-Gettos« in Harlem (New York) usw. Die Szenen des ländlichen und städtischen Amerikas ergeben B. RUTZ ein beeindruckendes Panorama der sozialen Geschichte der Jazz-Zeit. Ihr verleiht der Künstler in der Imagination einer inzwischen zwar fremden, aber von den Problemen her immer noch nahen Bilder-Welt bleibenden Ausdruck.

Die Auswahl der Bildinhalte und -themen verweist nicht nur auf die umfassenden Kenntnisse für all das, was Jazz betrifft. Sie spricht vor allem von einer großen Empathie des Künstlers mit den Menschen und deren sozialen Bedingungen, aus denen der Jazz seine Kraft ( oder Wut! ) empfing. Denn sehr oft reden die Bilder von Verfolgung, Erniedrigung oder Ausbeutung. Schon immer dienten die Kunst wie die Musik dazu, Misstände zu kritisieren und gegen Widerstandsfähigkeit zu entwickeln,– zu den Zeiten des Jazz ebenso wie heute. Die ausgestellten Linolschnitte sind insgesamt eine Hommage an die Bewusstsein verändernde Kraft der Inspiration durch Musik; daneben auch eine Verneigung vor den bedeutendsten Jazzmusikern von Jelly Roll Morton bis John Coltrane.

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Die Arbeit an den Bild-Zyklen beschäftigt RUTZ über Monate, oft sogar über Jahre. 2009 und 2010 beispielsweise entstanden über hundert Gemälde, bei denen er sich als Maler mit dem Phänomen Musik auseinander setzte und die er als den Zyklus „Tower Of Song“ herausgab. Darin setzte er, indem er sich während des Schaffensprozesses ununterbrochen von Musik begleiten ließ, seine Musik-Erfah­rungen und Emotionen „quasi-psychodelisch“ in Bilder um. Rutz greift oft auf sei­ne frühere Arbeit als Kino-Plakatmaler zurück. Seine visuelle Prägung durch das Medium Film kann man hier ebenfalls nachemp­finden. Beim Zyklus „Dreams Of Jazz“ steht natürlich die graphische Gestal­tung im Vordergrund.

Die reduzierte Zweifarbigkeit der Drucke kann – oder soll! – durchaus an die Filme oder Schwarz-Weiß-Photographien des letzten Jahrhunderts erinnern. Bedeutsamer erscheint allerdings die Spannung zwischen den schwarz gefärbten Flächen, Formen und Linien und den »Leerstellen« auf den Drucken. Die Kompositionsteile geraten dadurch in expressive Schwingung. Sie bieten Splitter und Bruchstücke von Orten und Geschehnissen, dies aber stets auch mit präzisen Hinweisen auf die sozialen und historischen Realitäten des Jazz. Somit gibt Rutz den Betrachtern Raum, sich entweder wieder zu erinnern oder – falls man nur wenig vom Jazz kennt – darauf neugierig zu werden. Inhalt und Form bestärken sich gegenseitig und gehen eine erregende Wechselbeziehung ein.

Dauer der Ausstellung: 20.07. bis 29.11.2013


Werkbiografische Angaben

Bertram RUTZ

  • geboren 1959 in Düsseldorf
  • nach dem Abitur Zivildienst
  • Studium Anglistik und Romanistik
  • ab 1982 Filmvorführer in verschiedenen Düsseldorfer Programmkinos
  • ab 1985 Freier Mitarbeiter im Düsseldorfer Filmmuseum, im Hetjens-Museum und in der Kunsthalle Düsseldorf
  • arbeitet als Plakatmaler für die Düsseldorfer Kinos Cinema und Savoy: Gestaltung von ca. 70 großformatigen Filmplakaten
  • seit 1989 als freier Künstler tätig: Malerei und Druckgraphik
  • seit 2000 angestellt in der Graphischen Sammlung des Museum Kunstpalast
  • zahlreiche Ausstellungen sowie Videoarbeiten und Gestaltung von Künstlerbüchern

Große Werkschau zu den verschiedenen RUTZ-Bilder-Zyklen
sowie über seine Arbeiten als Maler findet sich unter:    → www.bertram-rutz.de


 

MUSEUMS-STICHWORT:  → ZYKLUS / Zyklen

Bezeichnung für Texte, Musikstücke, Lieder oder auch Werke der bildenden Kunst, die sich einem Gesamtthema unterordnen und so das gewählte Thema – inhaltlich wie formal – von den vielfältigsten Aspekten her betrachten und zu klären versuchen…

MUSEUMS-STICHWORT:

 

LINOLSCHNITT

Graphische Technik, ähnelt dem früheren Holzschnitt („Hoch-Druck“). Das festere „Linoleum“ (~ industrieller Fußbodenbelag) ergibt kräftigere Druckplatten und dadurch höhere Anzahl der Abzüge. Die „Negativplatte“ wird, mit Farbe überwalzt, auf Papier gedruckt. Auch von vielen Künstlern der „Moderne“ ( Maurice de Vlaminck, Christian Rohlfs, Henri Matisse, M. C. Escher, Pablo Picasso usw. ) sehr geschätzt.