Thomas Rother

eins und eins ist eins

 

Der bildende Künstler Thomas Rother arbeitet seit 2000 an einem deutsch-europäischen Grenzprojekt. An Deutschlands Grenzen werden Zeichen der Gemeinsamkeit der europäischen Völker gesetzt. Der Künstler wählte dafür das älteste Zeichen aller Kulturen, das Plus-Zeichen, das Ì. Das Atelier des Künstlers liegt im Ruhrgebiet, in jenem Schmelztiegel europäischer Menschen, die dort seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert als Arbeitskräfte zuzogen. Dort hat auch das Projekt Thomas Rothers begonnen. Arbeiten aus unterschiedlichsten Materialien zeigen die vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten des einfachen Zeichens.

Die tonnenschweren »Sternschnuppen« von Thomas Rother wurden beim Rohr-Hersteller EUROPIPE in Mülheim (Ruhr) gefertigt. Zwei dieser „Wegmarken für Europa“ stiftet EUROPIPE nun dem Museum in der wArtehalle Welchenhausen. Sie werden im Our-Tal – nahe dem Dreiländereck – aufgestellt, als Plus-Zeichen Westen, zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg.

Die Plus-Zeichen zu Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien, den Niederlanden heben die Mathematik auf. Das will auch der Titel verdeutlichen, den Thomas Rother seinem Projekt gegeben hat. An der deutsch-polnischen Grenze hat Thomas Rother mit Auszubildenden im Stahlwerk ArcelorMittal Eisenhüttenstadt an der Oder mehrere seiner Stahl-Skulpturen geschaffen. Und so wie der Projekt-Katalog auch polnische Texte beinhaltet, so ist auch der Titel mehrsprachig. Er wird nun – neben Deutsch und Polnisch – durch Französisch und Niederländisch-Flämisch erweitert:

eins und eins ist eins

jeden i jeden jest jeden

un plus un fait un

een en een is een

Ein europäischer Mehrwert

Der Künstler Thomas Rother hat sein Atelier auf dem UNESCO-Weltkulturerbe des ehemaligen Bergwerkes »Zollverein« in Essen. Über das Grenzprojekt »eins und eins ist eins« von Thomas Rother und dessen Einordnung in die moderne Kunst schrieb Dr. Wolfgang Roters vom NRW-Museum für Architektur und Ingenieurkunst / Gelsenkirchen in einem Katalog-Beitrag Folgendes:

■… Die Industrielandschaft von Zollverein, eine aufgelassene Industriebrache, ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, aufgegeben von der Stadt, war nach der Still-Legung des Bergwerkes ein heimatloser »Nicht-Ort« im Niemands-Land, ein Minus auf dem Weg zum »Plus-Ort«… ■    Schon früher suchte Rother dort nach Spuren, sammelte und verarbeitete, allerdings keineswegs in nostalgischer Absicht. Denn ein rückwärtsgewandter Romantiker ist Thomas Rother nie gewesen. Dieser Künstler sucht das Mehr, das Plus: Er war sicher, dass auf Zollverein ein mehr, ein »plus« verborgen lag; in der Vergangenheit wie in der Zukunft…

 ■… Dieser Künstler lernte und lehrte zu sehen, was achtlos beiseite geschoben zu werden drohte: die nachwirkende Kraft einer erschöpften Industrie-Epoche und die vorwirkende Kraft der künstlerischen Interpretation von Optionen mit dem Alten – insofern Hilla und Bernd Becher ähnlich… ■ …der unbestechliche Blick auf das, was da ist und was das Auge nicht sieht; in einer Reihe auch mit der Archivierungs- und Sammelleidenschaft Christian Boltanskis oder der kraftvollen künstlerischen Auseinandersetzung mit den baulichen Ungetümen des Industrie-Zeitalters durch Ulrich Rückriem und Yannis Kounellis; aber auch mit dem utopisch-humanistischen Anliegen Ilya Kabakows…

 ■… Das »Plus« ist das Zeichen, das Thomas Rother – angelegt bereits seit Jahren in seiner Arbeit – nun zu einem unübersehbaren, starken Mehr-Wert in Europa macht. Das Zeichen weist in alle vier Weltrichtungen und ist uns vertraut. ■ Europäische Kultur ist traditionell keine der Segration, der Trennung, der Isolierung, des Nebeneinanders, sondern eine der Mischung, der Verbindung und des Miteinanders… ■   Mit dem »Plus« ist Thomas Rother ein Marken-Zeichen Europas gelungen: »Ein europäischer Mehrwert!« … ■ ■ ■

Etwas ins Rollen bringen

Für sein Grenzprojekt hat Thomas Rother auch das Grenz-Rad gebaut, eine Skulptur aus Holz und Stahl, Durchmesser 3,05 Meter. Die äußeren zwölf Kreisabschnitte entsprechen den zwölf Sternen der Europafahne. In der Mitte hält ein stählernes Plus-Zeichen das Rad zusammen, das aus zwei Teilen besteht:

»eins und eins ist eins«.

■ Eins dieser Grenz-Räder wird am 23. Mai 2009 über die Europa-Brücke in Stupbach/Stoubach rollen. Anschließend wird es im dortigen Haus der Landschaft und Geschichte ausgestellt. Im Ruhrgebiet rollt es bei Aktionen mit Sozialverbänden »Über die Armutsgrenze«, im September 2009 über verschiedene Städtegrenzen, 2010 bei SkuIpturen-Aufstellungen über Staatsgrenzen.

Thomas Rother

Jahrgang 1937, Schriftsteller und bildender Künstler, lebt und arbeitet in Essen / Ruhr,

 

zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland,

Teilnahme an internationalen Symposien, Atelier im Kunstschacht Zeche Zollverein Essen