Rüdiger HEMPEL (Neuss)

Zyklen und Jahres-Bilder

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Radierungen – Lasurmalerei – Zyklus: Totentanz

Die Ausstellung zeigte Werke von Rüdiger HEMPEL (Neuss und Düsseldorf). Sie lieferte vor allem einen Überblick über das zeichnerische und druckgrafische Werk des Künstlers aus den vergangenen drei Jahr-zehnten. Viele der Grafiken sind als Bildreihen – »Zyklen« -gestaltet. Der Zyklus »Licht« befasst sich – neben der Variation der Hell-Grau-Dunkel-Töne – mit der Art unserer Wahrnehmung. Bei den mehrfach gestalteten »Toten-tanz-Zyklen« stehen Fragen des menschlichen Daseins  im Vordergrund.

Neben den Radierungen brachte die Ausstellung auch einige der sog. »Jahresbilder« Rüdiger HEMPELs, in denen er quasi den Übergang vom zeichenhaft Graphischen zum Malerischen vollzieht. Diese in lasierender Öl-Malerei ausgeführten Arbeiten sind szenisch zwar fassbar, aber nur vordergründig naturalistisch. HEMPEL sucht darin nach symbolhaften Eigenschaften der dargestellten Objekte und Szenen. Hier verbinden sich ebenfalls die persönlichen Erlebnisse und Erfahrung des Künstlers mit allgemein philoso-phischen Themen und Fragen ( ~ Hoffnung, Erstarrung, Aufbruch ), die ihn während seines Schaffens beschäftigen.

Selbstäußerungen des Künstlers

Rüdiger HEMPEL beschreibt seine seine Arbeit selbst folgendermaßen:
Künstlerisch verarbeite ich Gedanken, Erfahrungen, Einsichten oder mir wichtige Ereignisse. Diese Ereignisse können im persönlichen Leben liegen; manchmal stammen sie auch aus dem öffentlichen Bereich oder der Politik. Häufig sind abstrakt-philo­sophi­sche Gedanken mit eingeflossen. Deshalb sind meine Radierungen keine Still-Leben oder naturalistische Darstellungen von Landschaften. Sie gehen zwar oft von real erlebten Landschaften aus, sind aber gedanklich-künstlerische Komprimierungen, die stark mit den symbolischen Eigenschaften der dargestellten Gegenstände arbeiten.
Im Lauf der Jahre hat es mich immer wieder gereizt, Totentänze zu radieren. Inhaltlich habe ich dabei nicht – wie in den traditionellen  »Totentänzen« üblich – die Begegnung des Todes mit verschiedenen Berufen oder sozialen Ständen dargestellt, sondern unter-schiedliche Lebensstationen.
Die »Jahres-Bilder« sind in einem langsamen Prozess entstanden, der manchmal mehrere Jahre dauert. Gewöhnlich habe ich zuerst Radierungen gemacht, um mir endgültig über die Gestaltung und Inhalte der Bilder klar zu werden. In diesen habe ich – oft auf dem Hintergrund einer real erlebten Landschaft – verarbeitet, was für mich in Verlauf des jeweiligen Jahres wichtig war. Die »Jahresbilder« sind in Ölfarbe ausgeführt, in der klassischen Manier der Lasurmalerei . Häufig dienen Radierungen als Vorstudien für meine Jahresbildern.”
Bei jedem Bild geht es selbstverständlich immer auch um die Komposition und – was für Radierungen eine besondere Rolle spielt – um die verschiedenartigen Grauwerte und das Licht. Ich drucke meine Radierungen selbst auf der Handdruckerpresse. Die Auflage beträgt zwanzig Stück.«

Werkbiografische Daten:

  • geb.1939 in Danzig;
  • 1961-1967 Studium an den Kunstakademien Berlin u. Düsseldorf (u.a. bei Otto Coester)
  • nach 2. Staatsexamen Lehrtätigkeit am Gymnasium
  • berufspolitische Arbeit (BDK-Vorstand)
  • Leitung von Fortbildungskursen für Druckgrafik
  • künstlerischer Schwerpunkt: Lasurmalerei u. Radierung
  • zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen: u. a. in Düsseldorf, Reinsdorf, Leverkusen, Neuss, Gütersloh, B orken, Gummersbach, Celle, Internationales Kunstforum Doentichem (NL) etc.

Kontakt

  • Email:    rh_hempel@yahoo.de

Museums-Stichwort:   → Die Radierung

Seit dem 16. Jahrhundert bekannte Kunstgattung, Sparte der Druckgrafik. Dabei wird die Zeichnung seitenverkehrt mit einer spitzen Stahlnadel (Radiernadel) auf eine Metallplatte (Kupfer; Stahl) geritzt. Die Vertiefungen dienen zur Aufnahme der Druckfarbe (Tiefdruck). Bei der Kaltnadel-Radierung zeichnet Künstler/Künstlerin direkt auf die Platte, ansonsten (v.a. beim Kupferstich) in einen so genannten Ätzgrund, aus dem die Linien  für die Farbaufnahme hinterher in einem Säurebad herausgeätzt werden. Der nachfolgende Ausdruck der Radierung erfordert zusätzlich höchste Präzision, Könnerschaft und künstlerische Entscheidungen. Diese Technik hat Rüdiger Hempel jahrelang als Dozent und Leiter von Workshops gelehrt und weitergeben.

Museums-Stichwort:   → Lasurmalerei

Die Technik des Lasierens ( = die Lasur ) wird in der Malerei verwendet, insbesondere beim Aquarellieren oder beim Malen mit  Tempera- oder Öl-Farben. Dabei werden mehr oder weniger transparente ( = lasierende ) Farben verwendet – und zwar solche, die ( wie beim Aquarellieren ) mit Wasser oder ( bei der Ölmalerei ) mit Terpentin verdünnt worden sind. Diese werden einmal, bisweilen auch mehrmals »nass in nass« über bereits vorhandene Farbschichten gelegt ( = additive Farbmischung ). Die tiefer liegenden Farben scheinen durch die Lasur hindurch und werden durch sie in ihrem Ton verändert.

Bereits in der altniederländischen Malerei wurde das Lasieren mit höchster Meisterschaft angewandt, vor allem bei der Darstellung von Fleischtönen oder Stoffen. Auch die venezianische Malerei des 16. Jh. und die Niederländer des 17. Jh. lasierten. Über Tizian wird gesagt, dass er die gleiche Stelle bis zu zwanzig- oder dreißigmal lasierte, bis sie die von ihm gewünschte »körperlose« Durchsichtigkeit erhalten hatte.