ÉMWE (Mönchengladbach)

deep-silence

TIEFE DUNKLE
STILLE

KUNST-FOTOGRAFIEN
»Schottland« – »Niederrhein« – »West-Eifel«

Im Winter 201213  zeigte die ARTE-HALLE eine  umfangreiche Auswahl fotografischer  Arbeiten  von  ÉMWE« – überwiegend Schwarz-Weiß-Fotografien, deren Inhalte sich  auf  drei  Motivgruppen  bezogen.  Es  dominierte  die  Dar-stellung großer  Landschaften ( die  schottische  Bergwelt; niederrheinische Braunkohlegruben; die Eifel  entlang der  Höckerlinien des  Westwalls ).

Andere Bilder zeigten  in Ausschnitten die uns umgebende Natur (Wälder mit  Teichen und  Felder), oft  in urwaldartiger Fremdheit, manchmal  auch  winterlich  froststarr. Daneben sah man Architektur, meist solche, die  dem  Krieg  diente. Burgruinen, Friedhöfe, der Westwall oder ein Atlantikwall-Bunker, sie zeugen durchweg  von  Untergang  oder  Ver-gänglichkeit. In einem Bild weisen zwei Grabplatten ausdrücklich darauf  hin …

In Deep Silence

Dieser Titel der Ausstellung (»In  tiefem  Schweigen«) ist sowohl Leitthema  als auch Programm für diese Bilderauswahl. Wohl kaum  eines von ihnen fände in gängigen Foto-kalendern seinen Platz, um mit Farbvielfalt oder gefälligen Idyllen zu glänzen.  Neben den Bildern,  die Relikte von Kriegen (Burgen & Bunker) zitie-ren, sprechen die Fotos der Braunkohlegruben oder monströser Wohnblocks und Überlandleitungen von Gewalt und Zer-störung, die der stummen (!)  Natur ange-tan werden. Fast nirgends ein Mensch oder andere  Lebewesen, in die man sich einfühlen könnte. Ausnahmen sind ein Kind auf einen sonst leeren  Strand, ein befremdlicher Schatten auf einer Mauer, ein Rabe oder ein Bär hinter Gittern. Sie weisen ebenfalls auf das Gefangen-Sein in Einsamkeit, Fremdheit und Sprach-losigkeit…

Das Schwarz-Weiß der Fotos, d. h. der oft düstere Grauton entspricht der Grundstimmung der Bildauswahl; deren Gesamtaussage ist alles andere als heiter oder opti-mistisch. Wo sich doch einmal Farbigkeit zeigt, dann nur sparsam, ver-halten, quasi sich selber verschweigend…

DieBild-Titel spielen eine besondere Rolle. Alle Foto tragen eigene metaphori-sche Titel („Rise and Fall“; „Forgotten Ghosts“; „End of All Hope“; „Deep Silent Complete“ etc.), die nicht die Fotos an sich erklären sollen. Vielmehr sprechen die Titel Gefühle und Gedanken aus, die den Künstler bei seinen Aufnahmen, Motiv-wahl und Bildbearbeitungen bestimmt haben. Denen mag der Betrachter folgen oder nicht. Gewünscht ist jedoch, dass sich die Aus-stellungsbesucher auf ähnlich „emotionale Reisen“ begeben und in Nachdenklichkeit geraten – über Natur und Umwelt, Mensch und Menschheit. Die ausdrucksstarken Foto-grafien sind nicht bloß Abbildungen, sondern SinnträgerPhilosophische Aphorismen oder lyri-sche Song-Texte begleiten diese Bilder zusätzlich.

Der Fotograf »ÉMWE«

Der ausstellende Künstler tritt im Grunde nur mit seinen Internet-Web-Seiten an die Öffentlichkeit. Seine Fotografien signiert er gewöhnlich mit „Indeepsilence“. So lautete auch der – zur Auswahl der Bilder passende – Titel der ARTE-HALLE-Aus-stellung.Mit dem Kunstnamen „ÉmWe“ will der Fotograf (ebenso wie im Internet) anonym bleiben. Für diese ARTE-HALLE-Ausstellung ließ er sich überreden, als er an einer Bild-Serie über den „Westwall“ arbeitete.
Die ausgestellten Bilder sind Digital-Fotografien, mit entsprechenden Program-men aufwändig bearbeitet. Damit soll einerseits die vorbildhaft klassische Schwarz-Weiß-Fotografie wiederholt und weiter geführt werden, dies insbesondere in den Landschafts-Panoramen sichtbar. Vor allem aber dienen die verschiedenen Bearbeitungsebenen (Farbreduzierung; Alterungsspuren usw.) der Aussage-absicht. Denn statt Natur- oder Reisebilder will der Künstler „Seelen-Landschaften“ präsentieren, die von Verletzlichkeit, Einsamkeit oder verfallener Größe reden.

EMWE-Bildersammlungen
im Internet:   
   www.indeepsilence.com 


Museums-Stichwort:      →    »Internet-Kunst«

Zahlreiche Künstlerinnen & Künstler nutzen schon lange das Internet zur öffent-lichen Präsentation ihrer Arbeiten, manche sogar in erster Linie oder ausschließlich. Solche Kunst-Websites  oder Künstlerblogs stellen bisweilen „virtuelle Museen“ dar. Deren Besucher sind Internet-Surfer, die auf ihren Computern oder Tablets zufällig auf Kunstwerke stoßen und dann daran „hängen bleiben“. Oder es sind solche, die sich – ernsthaft und gezielt suchend – auf Internet-Kunst-Reisen begeben. Letzteres ist durchaus zu begrüßen, vor allem wenn man nach reputierten Künstlerinnen/Künstlern fahndet, das heißt sich durch Beschäftigung mit der Kunstszene, durch Feuilleton-Lektüre und Museumsbesuche bereits vorgebildet hat.

Was für das Internet insgesamt gilt, gilt natürlich auch für Internet-Kunst: Wie in einem riesigen Warenhaus lässt sich dort durchaus Brauchbares oder Wertvolles finden, ebenso aber auch die schlechteste Billigware. Meist liegt auf den „Speichern der Internet-Kunst“ nur Gerümpel, wenn nicht gar Schrott herum. Das gilt insbesondere für jene „communities“, in denen Millionen von „Knipsern“ hemmungslos ihre klischeehaften Fotos  ins Netz stellen. Fachlich solide Kritik oder gar Selbst-Kritik kennt die Internet-Kunst nicht…