EUROPA? EUROPA! – Sonderausstellung

Internationale Kunstausstellung

Kulturhaus Burg Reuland,
21. Mai 2016, 17 Uhr bis
5. Juni 2016

 

 

EUROPA …
Nach Jahrzehnten Zerstörung, Krieg und Verwüstung, entfacht von Imperialismus, eitlem Nationalstaatsgebaren, Machtpolitik und stupidem Rassismus, scheinen die europäischen Völker zu lernen: aus einem Wirtschaftsbündnis verschiedener Staaten wächst schließlich die Europäische Union zusammen. Man begreift sich nicht mehr nur als Staatenbund, der Handel und Industrie der Mitgliedsländer begünstigt, man beginnt vielmehr, Europa als gemeinsamen Kulturraum zu begreifen, durchaus mit regionalen Eigenheiten, überaus vielfältig, schlussendlich aber auf einem gemeinsamen Fundament fußend. Schließlich fallen auch ideologische Grenzen. Zahlreiche Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts werden Mitgliedsländer, eine gemeinsame Währung wird eingeführt, Grenzkontrollen werden abgeschafft. Der Traum eines freien, vereinten und friedlichen Europa scheint wahr zu werden.

EUROPA?
Plötzlich jedoch bekommt dieses Europabild Risse, die Nachrichten überschlagen sich: Verzweifelte Versuche, den Bankrott eines Mitgliedslands abzuwenden – gleichzeitig die Diskussion über dessen Austritt aus der gemeinsamen Währung oder gar der Union – Krieg in Europa mit gegenseitigen Machtdemonstrationen „ehemaliger“ militärischer Gegner – Flüchtlingsdrama am Mittelmeer, schließlich in ganz Europa – Wiedereinführung von Grenzkontrollen, schließlich sogar Grenzzäunen – blutige Terroranschläge verunsichern Bürger wie Regierungen – Volksabstimmung über den Austritt eines Mitgliedslandes aus der EU – Wahlsiege nationalkonservativer Parteien mit Wiederaufkeimen von längst überholt geglaubtem Nationalstaatsgebaren – im Zuge dessen schließlich Ausübung massiven Drucks auf missliebige Presseberichterstattung, Kunst und Kultur – in liberaleren Ländern gleichzeitig eine zunehmende Selbstzensur im Sinne einer häufig fragwürdigen „political correctness“. Freiheiten von Presse, Kunst und Kultur, für die z.B. in Deutschland Kurt Tucholsky, George Grosz oder Carl von Ossietzky Gerichtsverfahren, Gefängnis oder Konzentrationslager auf sich nahmen, werden freiwillig oder aus Angst vor Repressalien aufgegeben.
Das freie und vereinte Europa scheint zu wanken. Längst überwunden geglaubte Grenzen werden wieder aufgebaut, und das nicht nur politisch …

EUROPA!
Der Museumsverein wArtehalle Welchenhausen wurde 2002 u.a. mit dem erklärten Ziel gegründet, Kulturarbeit über die Grenzen hinweg zu leisten. Die bedenklichen Entwicklungen der vergangenen Monate sind uns Grund genug, Position zu beziehen für ein offenes und freies Europa, nicht nur politisch, sondern insbesondere für eine in jeder Hinsicht offene und freie Kultur:

In der aktuellen Ausstellung „grenzenlos: EUROPA!“ der wArtehalle Welchenhausen (bis 2. Juli 2016) nehmen elf Künstler aus vier Ländern Stellung zu den aktuellen Entwicklungen Europas.

Thomas Rothers hier am Dreiländereck wie an der französischen und polnischen Grenze aufgestellten „Grenzrosen“ sollen insbesondere die Jugend daran erinnern, dass es keinesfalls selbstverständlich ist, dass diese Grenzen offen sind und man friedlich zusammenlebt, sondern dass man aktiv dazu beitragen muss, dass dies auch so bleibt. Ein eigens für die Enthüllung der Grenzrosen komponierter Choral des Kehler Komponisten Wolfgang Geiger begleitet die feierliche Enthüllung am Dreiländerpunkt in Ouren am 22. Mai 2016 durch Kinder und die Bürgermeister der Gemeinden der drei Nachbarländer.

Zur Verdeutlichung des politischen Hintergrunds dieser Aktion veranstaltet die wArtehalle Welchenhausen am 21. Mai 2016 das Symposium „ … es ist alles nicht so einfach!“ in Burg Reuland mit Referenten aus den drei Nachbarländern:
Erny J. Lamborelle (Autor des Buchs „Firwat?“): „Eine Familientragödie im 2. Weltkrieg“
Klaus-Dieter Klauser (Vorsitzender des Geschichtsvereins Zwischen Venn und Schneifel, ZVS, St. Vith): „Grenzland – Land ohne Grenzen“
Albert Gehlen (Ehrenvorsitzender der Europäischen Vereinigung für Eifel und Ardennen, EVEA): „Für die Zukunft: Grenzübergreifende Jugendarbeit der EVEA.“
Prof. Marie-Louise Niewodniczanska (Präsidentin der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler, EVBK): „Können Kunst und Kultur Grenzen abbauen?“
Begleitet wird die Veranstaltung von der Kunstausstellung „EUROPA? EUROPA!“:
18 Künstler aus Luxemburg, Belgien und Deutschland setzen sich mit „Grenzen“ und „Europa“ auseinander:
Nadine Adams (B), Peter Augenbroe (D), Michaël Beauvent (B), Werner Bitzigeio (D), Raymond Clément (L), Luc Ewen (L), Willi Filz (B), Jerry Frantz (L), Bernd Keller (B), Stefanie Krings (B), Eric Legrain (B), André Paquet (B), Norbert Richert (D), Thomas Rother (D), Horst Schmitt (D), Alexa Theissen-Pauls (B), Winny Tewes (B), Rostyslav Voronko (UA/D)

Von abstrakten Gemälden mit Grenzen an Farbflächen bis hin zu konkreten politischen Aussagen; vom kleinformatigen Aquarell bis zur voluminösen stählernen Raum-Klang-Installation – die Vielfalt der eingesetzten Techniken und Materialien, die unterschiedlichen Blickwinkel und persönlichen Schwerpunkte der Künstler spiegeln das wider, wofür wir uns hier einsetzen:

Vielfalt der Kultur und kulturelle Freiheit in einem vereinten Europa.