Christiane Schmalen „Moien!“

Mit diesem lëtzebuergeschen “hallo!” könnte jede Begegnung beginnen, unkompliziert und
ohne Vorurteile.
Doch auf dem zentralen Werk dieser Ausstellung ist kein Mensch zu sehen. Wer begegnet
da wem? Die Künstlerin nennt es “The Greeting Witnessed”, zu deutsch etwa “Die
bezeugte Begrüßung”, also eine Begegnung, die nachweislich stattgefunden hat.
Betrachtende könnten da schon auf die Idee kommen: “Die Künstlerin spinnt.” Wir wollen
das positiv deuten im Sinne von phantasieren.

Schon als Kind hat sich Christiane Schmalen mit Feen, Elfen und Drachen beschäftigt;
nicht ungewöhnlich für kleine Mädchen. Sie hat diese Figuren nicht einfach als Bilder und
Puppen konsumiert, sondern selbst gezeichnet.
Feen und Elfen entspringen der Vorstellung unserer fernen Vorfahren von einer belebten
und beseelten Natur. Ebenso verhält es sich bei indigener Kunst, in der sich Realität,
Symbolik, spirituelle und mythische Vorstellungen vermischen. Früher oft als “primitiv”
bezeichnet, ist diese Weltsicht von einer tiefen Ehrfurcht vor der Natur geprägt. Aus dieser
Kunst, ergänzt durch andere Mythen und Fiction, schöpft die Künstlerin spontan ihre
Figuren, Farben und Formen.
Wer diese Beschreibung hört, stellt sie sich möglicherweise als weltfremde in
Phantasiewelten gefangene Person vor. Weit gefehlt!
Christiane Schmalen hat ihren Lebensweg entschieden gestaltet, was sich in der
Gesamtschau als folgerichtig und schlüssig erweist.
Das Gymnasium brach sie ab, weil es ihr zu abstrakt und theoretisch war. Stattdessen
absolvierte sie am Lycée Technique Agricole eine Ausbildung zur Gartenbautechnikerin.
Das erweiterte sie durch ein Studium zur Wirtschaftsingenieurin, Schwerpunkt Umwelt und
Nachhaltigkeit.
Der Kunst blieb sie treu, beteilgte sich an Ausstellungen und erweiterte ihre Fähigkeiten
durch eine 3jährige Ausbildung an der Europäischen Kunstakademie in Trier.
Diese Kombination erklärt nahezu von selbst ihre nachhaltige Arbeitsweise als Künstlerin.
Sie nutzt gebrauchte Malgründe. Ihre Farben mischt sie selbst aus Pigmenten und
bevozugt Ei, eine sehr alte Methode.
Auch ihre Vorliebe für indigene und naturbezogene Kunst harmoniert mit ihren beruflichen
Kenntnissen und Erfahrungen.
So bewegt sich Christiane Schmalen in mehrfacher Hinsicht zwischen Phantasie und
Realität, in ihrer Arbeitsweise, ihren Farben und ihrem Formenspektrum.
Eine nachhaltige, friedliche Welt erscheint heute fast als Mythos.
Dort treffen sich mit einem herzlichen “Moien!” wohl eher phantastische Figuren als
Menschen.