FRITU(Ü)RE

Eric Legrain, Marc Beauvent

BELGIEN (oder LES PAYS BAS, wie das Gebiet zwischen Ardennen. Niederrhein und Nordsee früher auch genannt wurde) ist ein Land voll bewundernswerter Kultur und Lebensweise. Davon zeugt (z.B. in Brügge, Gent, Lüttich) die Pracht der mittelalterlichen Bauwerke. In Brüssel nahm der „Jugendstil“ seinen Anfang. Der ausgelassenste Karneval (etwa in Stavelot, Eupen, Malmedy) wird dort gefeiert Der Maler James ENSOR steht für die Epoche des „Surrealismus“ einmalig da. Und das „Goldene Zeitalter“ Belgiens reicht in der Malerei von Roger van der WEYDEN und den van EYCKs über BREUGHEL bis RUBENS. Dort zeugen die Darstellung von Landschaften, Natur- oder Innenräumen vom präzisen wie einfühlsamen Blick der Künstler. Der Welt zugewandt und voller Sinnenfreude sind die Stillleben, auf denen sich Berge von Früchten, Fleisch und Geflügel in glitzernden Weinpokalen spiegeln. Und auf den Darstellungen von Bauernhochzeiten schleppen die Köche Schüsseln voll Fladen und Brei, das Bier fließt natürlich in Strömen. Und – hätten die Belgier damals bereits die „FRITE“ oder „POMMES“ gekannt, (die sie der Welt später zum Geschenk brachten) wir würden diese auch schon auf den Gemälden der alten Meister entdecken können.

Die Künstler LEGRAIN und BEAUVENT (der erstere aus BEHO / Provinz Luxembourg, der andere Belgo-Kanadier) haben speziell für die diesjährige Sommerausstellung der wARTEHALLE die „FRITURE“ bzw. die „FRITE“ zum ausschließlichen Gegenstand ihrer Arbeiten gemacht. Das ist einerseits genussvoll, witzig, lebensnah; vielleicht auch für manche Betrachter überraschend, dass eine derart normal-triviale Sache zum künstlerischen Objekt erhoben wird. Die beiden belgischen Künstler lockte jedoch nicht nur der alltägliche Augenschein. Für sie ist „FRITURE“ ein soziales Phänomen (vgl. „Manifest“). Der Titel der Ausstellung- eine Verbindung der belgischen/flämischen/deutschen Wörter für die „Institution Frittenbude“ – verweist bereits deutlich auf die Grenzen sprengende Internationalität der „Friture/Frituur/Fritüre“. Auch kommt (vor allem in den Arbeiten von Eric LEGRAIN) das Chaotisch-Anarchisch-Kreative der tausenden namenlosen „Baumeister von Fritten-Ständen und Imbiss-Buden“ bewundernd mit zum Ausdruck: Dieser Wildwuchs der Anlagen, Aufbauten, Schilder, Lagerschuppen und Abfallecken steckt in der Realität bereits voll ungezügelter Originalität. Eric LEGRAIN stellt darum einerseits modellartige Zeichnungen von wirklich vorfindbaren Fritüren dar, versehen mit handschriftlichen Erläuterungen wie die eines – von seinem Studien-Gegenstand besessenen – Volkskundlers oder Orchideensammlers. Daneben entwirft er ausgehend vom Grundprinzip der realen „Fritüren“, selbst erdachte Fiktionen und Erweiterungen zum Thema. Die Kühle der Bau-Skizzen, die expressive Handschrift und die serielle Variation der „Fritüren“-Bilder LEGRAINs erzeugen starke Kontraste. Marc BEAUVENT liefert dagegen verfremdete Foto-Grafiken, die chiffrenhafte, überraschende Aspekte ergeben. Der Unterschied in der Darstellungsform der Künstler schafft sowohl Korrespondenz als auch Spannungsreichtum.

Ludger Beyer

»FORM & FÜLLE«

STRUKTUR- UND RAUMBILDER

 

Alle künstlerischen Darstellungen haben mit dem Problem des Raumes, der Räumlichkeit zu tun. Wenn wir als Betrachter in eine gemalte oder gezeichnete (!) Landschaft blicken und in scheinbarer Ferne beispielsweise Häuser, Hügel oder Wolken zu sehen meinen, klein, immer kleiner, so wie es der realen Sehweise entspricht, so überlassen wir uns optischen Täuschungen. Die dazu nötigen Techniken oder »Tricks« (wie beispielsweise die Perspektive) wurden im Verlauf der Kunstgeschichte erst sehr spät entwickelt.

Ein Bildhauer, der plastisch, d.h. räumlich arbeitet, hat mit diesen Problemen anscheinend weniger zu tun. Seine Werke sind dreidimensional und füllen greifbaren, fühlbaren, begehbaren Raum aus. Wenn er jedoch, ähnlich dem Grafiker oder Maler, seine Plastiken entwirft und dafür Entwürfe zu Papier bringt, stellt sich das Problem wieder ein: das Problem von RAUM und STRUKTUR.

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Hanne HORN (Düsseldorf)

Familie»NACHBARN«
Eine Hommage an den Augenblick Porträtfotografien

Ausstellungsdauer 24. Juli bis 15. Oktober 2004

Zur Ausstellung in der ARTE-HALLE

Die Arbeiten für die Ausstellung der Fotografin HANNE HORN sind eigens für das Museum angefertigt worden. Dazu hatte die Künstlerin das knapp 35 Einwohner zählende  Dorf Welchenhausen mehrfach besucht, um dem Ort im Our-Tal näher zu kommen. Die Menschen hier leben in einer für die Westeifel und die Islek-Region typischen, seit Gründung des Museums allerdings auch »etwas besonderen« NACHBAR-SCHAFT: Alteingesessene wohnen neben Zugezogenen; Touristen begegnen denen, die zur Arbeit ins Umland oder (inzwischen seltener) auf Äcker und Wiesen hinausfahren; die wenigen Jugendlichen finden hier (immer noch) ihre Lebensmitte; und die Älteren betrachten nachdenklich-stoisch den rasant fortschreitenden Wandel, der sich vor allen Dingen in Abwanderungen und Strukturwandel äußert. In den Portraits der Dorfbewohner ließ Hanne HORN auch diese Zusammenhänge mit großer Sensibilität und Empathie durchscheinen.

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Mona KREMER (Köln)

„100 Postkarten”
Kollagen im 10×15-Format
Herbst 2003


MUSEUMS-STICHWORT:                      KOLLAGE / COLLAGE