André Paquet

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lampedusa-boat-people-tragedyACRYLBILDER UND AQUARELLE

VERNISSAGE
Samstag, 28.3.15 um 15:00  Uhr.

Die wArtehalleWELCHENHAUSEN zeigt in ihrer Osterausstellung 2015 Acrylbilder und Aquarelle des belgischen Malers André Paquet.

Irritierend im ersten Moment: Marinebilder mitten in der Eifel? Die Erklärung ist recht einfach: André Paquet, 1949 in St. Vith geboren und aufgewachsen in der belgischen Eifel, fuhr 12 Jahre als Schiffsingenieur der belgischen Handelsmarine zur See, bevor er sich 1978 in den Ardennen in Ligneuville niederließ. Der Autodidakt Paquet zeichnete und malte bereits als Jugendlicher und während seiner oft monatelangen Seereisen. Bevorzugte Motive waren die heimatlichen Dörfer und Landschaften, in erster Linie aber maritime Szenerien. Die seit der Kindheit bestehende und während seiner Zeit auf See gewachsene Faszination für die Seefahrt ließ ihn nicht mehr los und steht auch heute im Mittelpunkt seines bildnerischen Schaffens, lange nach werfen des Ankers in seiner alten Heimat – und der steht tatsächlich im Garten seines „Land’s End“ genannten, liebevoll restaurierten und zum Atelier gewordenen alten Bauernhauses in Ligneuville.

Zunächst noch realistisch ausgeführt, werden seine Motive im Laufe der Jahre immer stärker abstrahiert, um schließlich Inhalt und Stimmung nur noch mit Formen und Farben zu vermitteln.

Wie Paquets künstlerische Entwicklung über die Jahre, entstehen seine Bilder: Anders als bei vielen anderen abstrakt arbeitenden Künstlern steht bei André Paquet nicht die reine Komposition von Farben und Flächen am Anfang, sondern meist eine Skizze oder die konkrete Vorstellung realer Motive.

Formen werden regelrecht demontiert ohne jedoch zwingend in völliger Abstraktion zu enden. Konturen lösen sich auf, bis nur noch Farbflächen aneinandergrenzen, die regelmäßig – wie der Maler selbst – eine enorme Ruhe ausstrahlen. Eine partiell reliefartige Oberfläche durch eingearbeitete Materialien fügt dem abstrakten Formen- und Farbenspiel in den hier gezeigten Acrylbildern eine dritte Dimension hinzu. Dabei werden die ursprünglichen Motive jedoch keinesfalls ihrer Substanz beraubt. Im Gegenteil: André Paquet destilliert das Essentielle, formiert es neu unter weitgehender Verwendung der originären Farben, dem Publikum die ursprüngliche Stimmung intensiviert zu vermitteln.

So werden Paquets Arbeiten für den Betrachter zu einer immer neuen intellektuellen und emotionalen Herausforderung: Seestücke werden zu Sehstücken. Sie zu erfassen erfordert Zeit und Muße, intensive Auseinandersetzung. Angesichts zusehends hektischer werdender Bilderfluten in den digitalen Medien ein immer ungewohnter werdendes Seherlebnis.

In den in der wArtehalle gezeigten Aquarellen lösen sich Versatzstücke des Hafenbetriebs wie im Nebel schemenhaft in harmonierenden Farbflächen auf. Hafengelände und Kaianlagen sind zu erahnen, Bootskonturen, Ladekräne und Schiffe. Doch ist hier die Ruhe gestört: Intensiv rote Flächen irritieren auf einigen Bildern; Titel der Serie: „Lampedusa (boat people tragedy)“ – André Paquet erweist sich nicht nur als meisterhafter Gestalter abstrakter, oft regelrecht kontemplativer Bilder, sondern als durchaus nachdenklicher Zeitgenosse, der mit seinen malerischen Mitteln aktuelle humanitäre Tragödien thematisiert.

Zahllose Ausstellungen im In- und Ausland seit 1980 belegen André Paquets disziplinierte Schaffenskraft. Mehrfach wurde er für sein Werk ausgezeichnet, u.a. erhielt er 1993 den Kaiser-Lothar-Preis der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler EVBK.

Biographie André PaquetPortrair Andre Paquet

1949          in St. Vith geboren
1966          erste Seereise auf „Lualaba“
1966-78    Offizier der Handelsmarine „Compagnie Maritime Belge“
1978          Abschied von der Seefahrt; André Paquet lässt sich in Ligneuville nieder
seit 1980   zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland
1979          Prix de Peinture, Charleroi
1991          Prix de l’Yser der Detilleux-Stiftung
1993          Kaiser-Lothar-Preis der EVBK