Luc Ewen
„THE ZEPPELIN STORY“
Vernissage: Samstag, 22. Oktober 2016
(Ausstellung bis Ende April 2016)
Die wArtehalle Welchenhausen eröffnet ihre Winterausstellung mit Photokunst des Luxemburger Photographen Luc Ewen.
Wer Photographie mit einem „realen“ Abbild der Wirklichkeit gleichsetzt, wird mit Luc Ewens Bildmontagen in seiner skurrilen Serie „The Zeppelin Story“ eines Besseren belehrt. Einmal mehr demonstriert Ewen seine ungezügelte Lust am Fabulieren: Zusammengesetzt aus Elementen alter und neuer Photographien zeigt jedes seiner Bilder eine neue, eine eigene „Realität“. Luc Ewen, der „ikonoklastische Alchemist“ (Lim Sung Jin), vergreift sich recht ungeniert an mancher Ikone der Kunst- und Kulturgeschichte, um sie mit hintergründigem Witz in völlig neue Zusammenhänge zu bringen.
Josephine Baker, Charlie Chaplin und Mata Hari werden „engagiert“ und weder vor dem Papst noch vor der Luxemburger Madonna wird Halt gemacht. Auch Künstlerkollegen wie der Luxemburger Jerry Frantz halten für einzelne seiner Inszenierungen her.
Über Ewen wurde einmal gesagt, er bediene sich der Geschichte, um Geschichten zu erzählen, ohne Geschichten zu erzählen. So auch in seiner Zeppelin-Serie: Zu jedem Bild liefern kurze Begleittexte – auch diese gespickt mit Zitaten aus Film- und Kunst-geschichte – den Anstoß zu der Geschichte, die sich der Betrachter schließlich selbst erzählt.
Luc Ewens Bilder illustrieren neben seiner Fabulierlust und seinem oft bizarren Humor seine Leidenschaft für das Experimentieren mit Photomaterialien, und hier hat Ewen wahre Meisterschaft erreicht:
Originalbilder werden auf Polaroidmaterialien abgelichtet. Diese werden virtuos manipuliert, mechanisch bearbeitet, ihre Farben verändern sich, sie bekommen eine „antike“ Anmutung. Neue Elemente werden einmontiert und das endgültige Bild schließlich per Tintenstrahldrucker fertiggestellt – Die „Wirklichkeit“ seiner Bilder entspringt seinem Kopf und entsteht im Labor, jedes eine neue Herausforderung für die Phantasie des Betrachters.
Schon als Kind kam Luc Ewen über seinen Großvater mit der Photographie in Kontakt. Dieser, von Beruf Postbote, bekam von dem benachbarten Luxemburger Generalimporteur für Agfa-Produkte regelmäßig verschiedenste nicht verkaufte Photomaterialien geschenkt. In seiner Freizeit experimentierte er mit dem Material, benutzte improvisierend diverse Photochemikalien, gebannt von den sich immer wieder neu einstellenden Effekten.
Die Faszination der frühen Montagen und Experimente seines Großvaters hat Luc Ewen für seine künstlerische Laufbahn geprägt. Folgerichtig fing er selbst an, photographisches Material zu manipulieren um so zu unkonventionellen, mal verblüffenden, mal irritierenden Bildergebnissen zu kommen. Bis heute sucht Ewen kreative Alternativen, durch Manipulation von Filmmaterial und gezielte Falschanwendung möglichst außer-gewöhnliche Effekte zu erzielen.
Trotz zunächst konventionellen Werdegangs als Photograph war Luc Ewen ständig bemüht, sich seine eigene Vorstellung von der Wirklichkeit machen, seine Phantasien und seine Visionen in Bilder umzusetzen. Dabei ist er bei weitem nicht nur der schalkhafte Illusionist. Viele seiner Sequenzen zeigen ihn als tiefsinnigen Zeitgenossen, ein Photograph, der seine Umwelt nicht einfach ablichtet, sondern seine persönliche Wahrnehmung der Dinge durch intensives Bearbeiten des „realen“ Abbilds zum Ausdruck bringt.
Ewen bezeichnet sich selbst als „Sammler“: Einige seiner Photoreihen entstehen über Jahre; mit der Idee zu einem Thema sammelt er über lange Zeit Motive, die schließlich zur fertigen Serie verarbeitet werden. Dies können thematisch zusammenhängende Einzelbilder sein oder groß angelegte Serien wie die von der wArtehalle Welchenhausen in der Gruppenausstellung „EUROPA? EUROPA!“ im belgischen Burg Reuland in Teilen gezeigten „Traces urbains“ (1987 – 1994). Daneben produziert er aber auch komplexe Bildgeschichten mit umfangreichem Begleittext, wie die grotesk-humoristische Geschichte vom „Skvozniak“, einer Schmuggelmaschine, aus den Jahren 2007 – 2009.
Mit seinen unverwechselbaren Arbeiten ist Luc Ewen eine feste Größe in der Luxemburger Photographie. Seine Werke sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.
Luc Ewen
1959 geboren in Luxembourg
1980-1983 photographische und künstlerische Ausbildung in Frankreich und Luxemburg
Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (kleine Auswahl)
1986 Exposition du Prix National de la Photographie, Esch/Alzette (L)
1987 Galérie Vel, Paris (F)
1988 Galeri Lyn & Tordes, Arhus (DK)
1990 Bienale Internationale de la Photographie d’Art et de Recherche, GERMS, Paris (F)
1993 Estival 93, Hôtel du Musée, Arles (F)
1993 Galerie Vrai Rêves, Lyon (F)
1994 Salon des Critiques, Esch/Alzette (L)
1995 „L’homme de Blar“, Konschthaus Beim Engel, Luxembourg
1996 Regards sur la photographie francaise, Photomedium Art Galery, Wrozlaw (P)
1997 Pamiec Mnoga, Galeria Sztuki, Klodzko (P)
1998 Schneider Museum, Ashland, Oregon (USA)
1999 „L’homme de Blar“ mit Jean-Luc Koenig, Lyon (F)
2001 Limit sense limits, Chapelle du Rham (L) und Casa Elizalde, Barcelona (E)
2002 Triennale de la photographie contemporaine luxembourgoise, Metz (F)
2003 Galeri Nei Liicht, Dudelange (L)
2005 „Pola[phages]“, CIRK, Quintenas (F)
2006 Artspace, Bruxelles (B)
2007 „SKVOZNIAK“, Luxembourg, Europäische Hauptstadt der Kultur, (L)
2008 „Lieux Urbains“, Galerie Schlassgoart, Esch/Alzette (L)
2008 „Photographien und Holzschnitte“ mit Jerry Frantz, wArtehalle Welchenhausen
2009 Kunst & Zwalm, Zwalm (B)
2011 CAL Photo, Les photographes du Cercle Artistique du Luxembourg, Abbaye de Neumunster (L)
2013 „Les lauréats du Prix Grand-Duc Adolphe de 1947-2012“, Abbeye de Neumunster (L)
2016 „EUROPA? EUROPA!“, wArtehalle Welchenhausen in Burg Reuland (B)
Preise
1994 Preis der National Republic Bank, New York (USA)
2003 Prix de Raville, Dresdner Bank, Luxembourg
2005 Prix Grand-Duc Adolphe, Luxembourg
2006 Premier Prix Biennale Max Goergen
Luc Ewens Bildbände sind verlegt bei Blurb (www.blurb.de) oder – wie auch seine Bilder – signiert bei ihm direkt erhältlich: