Ludger Beyer
»FORM & FÜLLE«
STRUKTUR- UND RAUMBILDER
Alle künstlerischen Darstellungen haben mit dem Problem des Raumes, der Räumlichkeit zu tun. Wenn wir als Betrachter in eine gemalte oder gezeichnete (!) Landschaft blicken und in scheinbarer Ferne beispielsweise Häuser, Hügel oder Wolken zu sehen meinen, klein, immer kleiner, so wie es der realen Sehweise entspricht, so überlassen wir uns optischen Täuschungen. Die dazu nötigen Techniken oder »Tricks« (wie beispielsweise die Perspektive) wurden im Verlauf der Kunstgeschichte erst sehr spät entwickelt.
Ein Bildhauer, der plastisch, d.h. räumlich arbeitet, hat mit diesen Problemen anscheinend weniger zu tun. Seine Werke sind dreidimensional und füllen greifbaren, fühlbaren, begehbaren Raum aus. Wenn er jedoch, ähnlich dem Grafiker oder Maler, seine Plastiken entwirft und dafür Entwürfe zu Papier bringt, stellt sich das Problem wieder ein: das Problem von RAUM und STRUKTUR.
Der Künstler LUDGER BEYER,
1935 geboren, begann fünfzehnjährig eine klassische Bildhauerlehre (bei H. Lückenkötter / Oelde in Westfalen), die er mit der »Gesellenprüfung zum Holzbildhauer« abschloss. Es folgten: Ausbildung an der Folkwangschule Essen (bei Prof. Wamper), Studienreisen (Italien, Vorderer Orient), Tätigkeit als freischaffender Bildhauer beim Wiederaufbau zerstörter Kulturgüter (z.B. Schlosskirche Brühl; Clemenskirche Münster; Orgelprospekte in Ostwestfalen), von 1982 bis 1998 dann kunsttherapeutische Arbeit bei der Rehabilitation suchtkranker Jugendlicher.
ARTE-HALLE zeigt einen Überblick über Ludger BEYERs Skizzenwerk, raumplastische Studien und »Strukturbilder«; außerdem eine Reihe jüngerer Arbeiten, bei denen der Bild-hauer versucht hat, das zweidimensionale Bild räumlich zu entfalten und den herkömmlichen Bildrahmen plastisch zu füllen. Dazu benutzt der Künstler (in Korrespondenz zur sogenannten ARTE POVERA) einfachste Materialien (z.B. Sackleinen), die nach dem Prinzip des intuitiven Zufalls angeordnet, gefüllt und farbig gefasst wurden. Halb Wandbild, halb Kleinplastik transformieren diese »Raumbilder« das Format und die Gattung und zitieren, an das Barocke erinnernd, eine fast schon verloren geglaubte Kunstfertigkeit und Schönheit…
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