WERNER BITZIGEIO
Werner Bitzigeio
„nothing“
19. August bis 4. November 2017
Hunderte, tausende Stahlstäbe zu einem dreidimensionalen Gitter verbunden, in strenger geometrischer Anordnung, bei anderen Arbeiten scheinbar ungeordnet, in ihrer Gesamtheit eine vollkommene Figur, eine Kugel bildend. Obwohl zentner- manchmal tonnenschwer, vermitteln Werner Bitzigeios Arbeiten einen filigranen, fast schwerelosen Eindruck. Bitzigeio lässt seinen bevorzugten Werkstoff Stahl, Inbegriff von Masse und Stabilität, eine ungeahnte Leichtigkeit gewinnen. Jede Bewegung des Betrachters, jeder veränderte Blickwinkel ändert die geometrischen Muster, eröffnet neue Perspektiven, bringt gleichsam die Skulptur in Bewegung, durch die Wiederholung von Formen, Elementen jedes Werk mit seinem eigenen Rhythmus.
Die Dynamik in Werner Bitzigeios Skulpturen endet aber keineswegs mit dem Platzieren am endgültigen Standort. Er sieht seine Arbeiten als Objekte zwischen Raum, Struktur, Natur und Zeit. Aus unbehandeltem Stahl gefertigt oder aus dem Holz alter Rebstöcke, werden sie unter freiem Himmel in der Natur aufgestellt. Ungeschützt dem Klima ausgesetzt, korrodiert der Stahl, wie seine Holzarbeiten verwittern, Oberfläche, Farbe und Struktur verändert sich. Vergänglichkeit wird augenscheinlich, ein Kreislauf zurück zur Erde entsteht und am Ende bleibt: „nothing“.
Werner Bitzigeio: „Meine künstlerische Arbeit soll wie ein natürliches Phänomen wirken, dem man sich nähern kann, um zu fühlen, um bewegt, vielleicht begeistert zu sein.
Transparenz in der Landschaft zu hinterlassen, Skulptur und Biosphäre zu verzahnen, sich still, geheimnisvoll in der Landschaft unterzuordnen, die Skulptur selbst als Ort zu begreifen – das sind konkrete Kriterien, nach denen ich Wirklichkeit gestalte. Wirklichkeit differenziert sich unter anderem auch in ein Zeitkontinuum, das jedes natürliche und synthetische Material in einem eigenen Zyklus leben lässt.
Die Zeit wird auf die Skulptur einwirken. Die Zeit wird sich in der Skulptur verwirklichen, um dem Kontinuum gerecht zu werden. Die Zeit selbst wird als Gestalter an der Skulptur Hand anlegen, wird sie verändern, sodass das puristische Raster der Skulptur, als Denkschema von mir konzipiert, sich unweigerlich wieder in ein Gesamtkonzept des Kontinuums, in eine analogische allumfassende Manier, einfügt.“
Auf den ersten Blick ein Kontrast zu Bitzigeios stählernen Konstruktionen: seine nun in der wArtehalle Welchenhausen gezeigten kleinformatigen, geradezu filigranen Zeichnungen. Doch auch hier: Ein Gitterwerk von Linien, Raster, jedes Bild mit eigenem Rhythmus. Dieser gleichmäßige Rhythmus der Formen verrät aber ihre Verwandtschaft und die unverwechselbare Handschrift des Künstlers.
Die Machart von Bitzigeios Arbeiten, unzählige Stahlstäbe, zusammengeschweißt zum dreidimensionalen Netzwerk in Form einer großen Kugel oder eines Kubus, dutzende Linien, zu einem graphischen Muster zusammengesetzt, lassen mutmaßen, dass bereits der Entstehungsprozess für den Künstler meditativen Charakter hat. Bitzigeios Arbeiten laden ein zur Kontemplation, vielleicht in der Form, die der Philosoph Plotinus beschrieb vom „ … Verweilen bei ihm [dem Schauen des Göttlichen] und Genießen der Dinge daselbst, in der Weise, dass jemand zugleich Subjekt und Objekt des Schauens seiner selbst und der übrigen Dinge wird“. Werner Bitzigeios Kunst will einfach mit geometrischen Formen auf den Betrachter wirken, nichts darstellen und nichts erzählen. Und so lautet denn auch der Titel der Ausstellung: „nothing“ – nichts!
1956 in Schönecken geboren, absolvierte Werner Bitzigeio zunächst eine Handwerksausbildung als Steinbildhauer in der elterlichen Werkstatt, begann dann aber während seines Kunststudiums in Köln mit Stahl zu arbeiten. Heute sind seine meist für den öffentlichen Raum bestimmten Skulpturen weit über die Region hinaus bekannt, wovon neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland auch diverse Ankäufe durch öffentliche Institutionen zeugen.
www.bitzigeio.com
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