Norbert Richert

STAHL DES ANSTOSSES

Skulpturen und Wandobjekte

Vernissage: 18. Juli 2015, Ausstellung bis 19. November 2015

Stahl im Wind

Stahl im Wind, N. Richert

Die wArtehalle Welchenhausen zeigt in ihrer Sommerausstellung 2015 Skulp­turen und Wandobjekte des in St. Augus­tin-Hangelar arbeitenden Bildhauers Norbert Richert.

Kreativer Ausgangspunkt von Norbert Richerts Skulpturen sind ausrangierte, industriell gefertigte Stahl– und Eisen­teile, zufällig gefunden, auf Schrott­plät­zen ge­sucht, jedes für sich bereits eine eigene Skulptur.

Bearbeitet und neu arrangiert entsteht aus diesen Einzelelementen als Collage oder Assemblage eine Skulptur mit eigenständigen neuen Formen, neuer Bedeutung und eigener, neuer Ästhetik.

Norbert Richert begreift sich als Organisator von Formen, macht aus den gesuchten und bearbeiteten Einzelteilen das greifbar, was vorher unsichtbar war.

Leiterbild, Norbert Richert

Leiterbild, N. Richert

Dabei lässt die Technik des Schweißens plastische Gestaltungsmöglichkeiten zu, die frei von den Regeln der konventionellen, an geschlossene Volumen (Stein Holz, Ton) gebundenen Skulpturen sind. Das Schweißen erlaubt Kombinationen von Einzelfor­men, die scheinbar die Schwerkraft außer Kraft setzen und den Luftraum in die Skulptur mit einbe­ziehen. So ist es Norbert Richert möglich, in seinen Assemblagen die optische Leichtigkeit der Konstruk­tion und die tat­sächliche Schwere des Materials in ein unge­wöhn­liches Spannungsverhältnis zu bringen.

Bei jeder Skulptur ist es der heimliche Wunsch des Bildhauers, die Schwerkraft außer Kraft zu setzen, auch wenn sie eine immerwährende Realität für ihn ist. Ein an die Wand aufgehängtes Objekt stellt sich diesem Problem nicht. Richerts Wandobjekte sind eigentlich drei­dimensionale Collagen, die ihm die Möglichkeit bieten, die Schwerkraft zu überwin­den.

Collage – Assemblage (Collage mit plastischen Objekten), kunsthistorisch nicht klar voneinander abgegrenzte Begriffe für eine Technik, die im Laufe des 20. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ob „Collage“ oder „Assemblage“ – der Kunst­historiker Werner Spies urteilte: „Es gibt wohl kaum einen Begriff, der die Bedingun­gen und Möglichkeiten der Kunst unseres Jahrhunderts universeller definiert, als den der Collage“. Spätestens seit der wegweisenden Ausstellung „The Art of Assemblage“ 1961 im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) wird aus der künstlerischen Spielerei des Zusammenfügens einzelner Elemente um ihnen so zu neuer Bedeutung zu verhelfen, eine etablierte Kunstform.

Harte-Biegung-(Sarajewostahl), N. Richert

Harte-Biegung-(Sarajewostahl), N. Richert

So auch Norbert Richert Arbeitsweise: Während des Jugoslawienkriegs formte er unter dem Eindruck der Zerstörungen in Sarajewo – zertrümmerte Häuser, von Detonationen grotesk verbogener Bau­stahl in den Ruinen – aus Industrie­schrott die Skulptur „Harte Biegung – Sarajewo­stahl“. Aus Schrott, Richert nennt ihn: „Stahl der Nützlichkeit“ wurde „Stahl des Anstoßes“.

Im Atelier „Kunsthalle Hangelar“ veranstalten Gaby und Norbert Richert regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Konzerte mit experimenteller Musik.