Christiane Brandt


Menschen +Geschichten
Manche Betrachtende werden sich über diese Art zeitgenössischer Kunst besonders
freuen: Eine Malerin, die nicht gegenstandslos mit Farben und Formen experimentiert,
eine, bei der man etwas erkennt.
So einfach ist es natürlich nicht. “Als Malerin vermittelt sich ihr die Welt zu allererst durch


Farbe.” (Th. Brandt) Es sind die Farben der dargestellten Motive und ihre
Ausdruckskraft, die wesentlich zur Vermittlung der Bildaussagen beitragen.
In manchen historischen Gemälden dienen die Farben der genauen Darstellung. Ihr
Selbstwert und ihr Ausdrucksvermögen verschwinden hinter dieser Funktion.
Christiane Brandt lässt die Farben erzählen, fügt sie in Formen, die das Gesehene und
Erlebte ausdruckhaft vereinfachen und steigern.
Wie findet die Künstlerin ihre Motive? Sie hält Ansichten und Situationen, die sie
berühren, tagebuchartig in Skizzen fest. Mit zeitlichem Abstand greift sie auf einzelne
davon zurück, wenn sie spürt, dass sie Einstiege für die Entstehung eines Bildes sein
könnten. Das Skizzierte wird zu etwas Allgemeinem, Typischen.
Im Bildentstehungsprozess erfindet sie viele weitere Farben und Formen. Ganz
entscheidend für sie sind auch Fragen der Komposition.
Die Künstlerin erzählt uns mit jedem Bild eine Geschichte, die, wie z. B. in einem
Märchen, tief berührende Situationen in traumähnliche Phantasien verwandelt.
“Mann mit Hund” zeigt eine Haustierszene wie viele sie
kennen. Doch sie wirkt eigenartig. Der Mann weicht
zurück. Lockt er den Hund? Weicht er aus? Der Hund
springt vorwärts, will er spielen? Das Maul ist geöffnet,
es zeigt die Zähne. Freudig oder aggressiv? Die
Geschichte ist nicht eindeutig, daher fremd und lädt zum
Phantasieren ein. Ein Haus steht auf einem Felsen.
Das Fenster ist auf dem Sonnenuntergang
gerichtet oder ist es der -aufgang? Das Haus
scheint über dem Wasser zu stehen, oder vielleicht doch
am Wasser? Die Wolken können in ihrem Rot an einen
romantischen Sonnen-untergang erinnern oder droht ein
Unwetter aufzuziehen?
Diese und andere Mehrdeutigkeiten regen die Phantasie
der Betrachten-den an. Jeder kann seine eigene
Vorstellung zu entwickeln.