„Ich weiß, dass die Rundheit eines Runden mehr rund ist als die andere, und dass man darum bei den runden (Dingen) zu dem Runden mit der größten Rundheit hinkommen muss, zu der es keine Größere gibt, denn man kann nicht ins unendliche weitergehen; und dies ist die Rundheit der Welt, alles Runde ist durch Teilhabe an ihr rund.
Dies ist nämlich die teilnehmbare Rundheit der Welt in allen runden (Dingen) dieser Welt, die das Abbild der Rundheit der Weltrundheit tragen.
Aber die Rundheit der Welt, obwohl sie die größte ist, neben der es in Wirklichkeit keine größere gibt, ist trotzdem nicht selbst die absolute, ganz wahre Rundheit.
Sie ist darum ein Abbild der absoluten Rundheit.
Die runde Welt ist nämlich nicht die Rundheit selbst, neben der es nicht eine größere geben kann, sondern neben der keine größere in Wirklichkeit ist.
Die absolute Rundheit ist aber nicht von der Natur der Weltrundheit, sondern ist ihre Ursache und ihr Vorbild, das ich Ewigkeit nenne, deren Abbild ist die Weltrundheit.
Im Kreis nämlich, wo es weder Anfang noch Ende gibt, weil in ihm kein Punkt ist, der mehr Anfang als Ende ist, sehe ich das Abbild der Ewigkeit; darum sage ich auch, dass die Rundheit Abbild der Ewigkeit ist, weil sie (Kreis und Rundheit) dasselbe sind.“
Nikolaus von Kues, 1401 – 1464, (aus dem Gespräch über das Globusspiel)
Der rosige Stein und seine hervortretende Morphologie bilden neuen topografischen Inhalt, der sich mit dem irdischen Gewebe verbindet. Zwischen Oberfläche und Schnittstelle agiert er als Verbindung zwischen der Luft und den Tiefen der Erde, zwischen Organischem und Mineralischem, zwischen Innen und Außen. Weist er auf einen Eingang hin, wie ein Bodenbelag oder Teppich, oder skizziert er einen Raum an einem Ort wie eine Art Metonymie für das Interieur? Der Stein lädt zum Sitzen und Bleiben ein. Indem er den Blick aus der Ferne auf seine mineralische Epidermis lenkt, nimmt er die Haut und ihre Falten unter die Lupe. Falten ist Alison Darbys Einladung, die Szenerie auf eine taktile Weise zu betrachten, die Landschaft gleichsam mit den Fingerspitzen zu erfassen. Die Skulptur „überschreitet die optische Nahe hin zur taktilen Intimität: es ist die Textur als solche (der Faltenwurf sozusagen), die das Bild durch den Kontakt hervorbringt.“1
Auszug aus einem Text von Marie Du Pasquier
Aus dem Englischen von Stefanie Bringezu
1 Didi-Huberman, Georges, Ninfa moderna. Über den Fall des Faltenwurfs, Zürich: Diaphanes, 2006, S. 93 – Über die Fotogramme von Laszlo Moholy-Nagy